PACS macht Inspektionsprozesse rund

Die Prüfgeräte sind digital, ein Asset Integrity Management (AIM) ist im Einsatz – und trotzdem bleibt die Digitalisierung im Alltag hinter den Erwartungen zurück? Mit den bisher vorhandenen Komponenten hat das meist nichts zu tun, vielmehr mit dem, was noch fehlt: Dem Bindeglied, das alle digitale Lücken im Inspektionsprozess füllt und die beide Welten zusammenführt. Ein PACS, so der Name des Managementsystems, sorgt dafür, dass Inspektionsprozesse rund laufen. Im Interview berichtet Jens Martin, technischer Geschäftsführer bei DIMATE über seine Erfahrungen aus der Praxis und warum die Digitalisierungspotenziale aktuell noch nicht voll ausgeschöpft werden.

In Sachen Digitalisierung hat sich in der ZfP in den vergangenen Jahren viel getan: Die Bildgebung ist häufig schon digital und eine AIM Software ist auch im Einsatz. Woran hapert es genau?

Jens Martin: Es stimmt: Die Informationen über Prüfpunkte und -intervalle liegen oft digital vor, zum Beispiel im ERP- oder AIM-System. Und viele Prüfgeräte liefern digitale Bilder. Trotzdem werden nach wie vor Excellisten erzeugt, versendet, ausgedruckt, per Hand übertragen und abgespeichert. Prüfbilder und -berichte werden auf USB-Sticks kopiert oder per E-Mail versendet. Für die Realisierung eines komplett digitalen Inspektionsprozesses, der automatisiert Prüfaufträge, -bilder und -ergebnisse dorthin schickt, wo sie hingehören, fehlt noch etwas: Nämlich das PACS.

Was ist denn das PACS und was kann es?

Jens Martin: Das PACS schließt die Lücken zwischen den digitalen Teilsystemen und sorgt für mehr Automatisierung sowie mehr Kontrolle im Prüfprozess und weniger Eingaben per Hand. Darüber hinaus bietet es Analysewerkzeuge für die Auswertung von Prüfbildern und -signalen sowie die Möglichkeit zur sicheren (Langzeit-) Archivierung.

Ein typischer Workflow mit PACS sieht in der Praxis so aus: Eine AIM-Software beherbergt alle Daten zu den Prüfpunkten einer Anlage. Über eine digitale Schnittstelle werden diese Informationen an das PACS übermittelt. Das PACS übersetzt die Informationen in den IT-Standard DICONDE und erstellt eine Arbeitsliste für die digitalen Prüfgeräte. Der Prüfer selbst muss nichts mehr am Gerät eintippen, sondern wählt lediglich den richtigen Auftrag mit der richtigen Bauteilnummer aus der Liste aus. Nachdem die Aufnahmen erstellt wurden, gelangen die Bilder automatisch (und richtig benannt und zugeordnet) auf den Monitor des Inspektors, der seine Auswertungen und Messungen durchführt und parallel dazu den Prüfreport erstellt. Ist dieser Vorgang abgeschlossen, werden Report und Bild als inhaltliche Einheit vom PACS an das Inspektionssystem zurückgeschickt und die Messdaten an das RBI übergeben.

Wofür steht DICONDE und wozu ist es gut?

Jens Martin: DICONDE steht für Digital Imaging and Communication in Non-Destructive Evaluation und ist auf den ersten Blick nur ein Format für die Speicherung der Prüfdaten. Auf den zweiten Blick ist DICONDE ein Kommunikationsstandard, mit dem sich Prüfprozesse standardisiert automatisieren lassen.

DICONDE-konforme Systeme können einfach miteinander vernetzt werden, um zum Beispiel Prüfaufträge mit Bauteilnummer und Anlagenabschnitt an das Prüfgerät zu übermitteln. Anschließend können die digitalen Prüfbilder mit exakt diesen Informationen vom Prüfgerät wieder retour übermittelt werden. Die DICONDE Services machen das manuelle Übertragen von Prüfaufträgen und Prüfergebnissen überflüssig – und sie kosten weder den Betreiber noch den ZfP-Dienstleister einen Cent extra. Denn die meisten digitalen Aufnahmegeräte sind bereits DICONDE-fähig und unterstützenden die DICONDE Modality Worklist- sowie den DICONDE Store Service.

Wie müssen Anlagenbetreiber und Prüfdienstleister ihre Prozesse umstellen, um einen vollständig digitalen Prozess mit dem PACS zu etablieren?

Jens Martin: Fast gar nicht. An den Stationen des Prüfprozesses ändert sich ja nichts. Was sich sehr wohl ändert ist die Art der Informationsübertragung und die Verfügbarkeit von Inspektionsdaten: Statt per Hand Daten von einem System ins nächste zu tippen, sind die Daten an den jeweiligen Stationen immer schon vorhanden.

Darin liegt zum einen eine Zeitersparnis, weil die manuelle Datenübertragung entfällt. Zum anderen liegt darin auch ein enormer Qualitätsgewinn. Denn so gewissenhaft jeder Mitarbeitende die Daten auch übertragen mag: Bei herkömmlichen Prozessen lauert gleich an mehreren Prozesspunkten die Gefahr, die Prüfqualität durch Falscheingaben zu beeinträchtigen: Am Prüfgerät kann das falsche Bauteil eingegeben werden, Bauteilbenennungen können lückenhaft sein oder nicht den Vorgaben entsprechen. Beim Übertragen der Prüfwerte aus einem Bild in zum Beispiel eine Exceltabelle können Werte falsch eingetragen werden. Und beim Übertragen der Prüfdaten zurück in die APM Software kann zum Beispiel ein falscher Ablageordner gewählt oder die Dateibenennung fehlerhaft sein. Mit einem PACS als Bindeglied zwischen Prüfgerät und APM Software verschwinden diese Fehlerquellen auf einen Schlag.

Darüber hinaus liefert das PACS jedem Stakeholder im Inspektionsprozess den aktuellen Status einer Prüfung: Beauftragt, Bearbeitet, Freigegeben, Abgelehnt, …
Diese Information zusammen mit den Prüfdaten sind gerade im Turnaround wichtig und helfen Stillstände um mehrere Tage zu verkürzen bzw. zu vermeiden.

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