Bereit für Bit und Byte

Michael Neiser von Applus RTD Deutschland

Als weltweit agierendes Unternehmen mit über 20.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 1,6 Mrd. Euro hat es die spanische Firma Applus RTD mit den großen Playern der Automobil, Raumfahrt- und Energieindustrie zu tun. Hier in Deutschland, wo Dr. Michael Neiser die Geschäfte vom Sitz in Bochum leitet, zählen beispielsweise große Raffinerien in Köln und Gelsenkirchen zu den Kunden. Klar, dass das Thema Digitalisierung hier schon im Geschäftsalltag angekommen ist – wenn auch noch nicht in dem Ausmaß, das sich Michael Neiser wünschen würde.

Der digitale Zwilling (Digital Twin)

„Aktuell arbeiten wir an den Standorten in Köln und Gelsenkirchen im ZfP Bereich mit digitalisierten Bildern und der DIMATE Software, um die Bilddaten und Prüfberichte zu managen und zu archivieren. Allerdings werden die Bilder derzeit noch nachträglich digitalisiert, also gescannt. Parallel dazu testen wir in einer Pilotphase den Einsatz digitaler Detektoren, um dann direkt digital arbeiten zu können“, so Michael Neiser.

Die Vorteile dieser Digitalisierung liegen auf der Hand und lassen sich unter dem Stichwort Prozessbeschleunigung zusammenfassen: Die Bildqualität kann beim digitalen Röntgen direkt beurteilt werden, es entfallen die Film-Entwicklungszeiten, die Prüfer können die digitalen Daten ortsunabhängig beurteilen und die Daten selbst werden einfacher und sicherer archiviert. Damit einher geht auf eine Steigerung der Prozessqualität, denn digitale Daten können auf Knopfdruck abgerufen werden, gehen nicht verloren und die Beurteilung der Daten wird transparenter.

Für den Applus + RTD Deutschland Geschäftsführer sind das aber nur Zwischenschritte hin zum großen Ganzen: Dem digitalen Zwilling (Digital Twin). Dahinter verbirgt sich ein Prinzip der sogenannten Predictive Maintenance, also der vorausschauenden Wartung. Anhand digitaler Daten werden Berechnungen durchgeführt, auf deren Basis sich vorhersagen lässt, wann ein Teil geprüft werden muss. Für Betreiber großer Industrieanlagen ist dieses Vorgehen besonders interessant, wie Michael Neiser betont: „Eine Anlage wie die Raffinerie in Köln umfasst etwa eine Millionen Prüfpunkte. Vorab zu wissen, welche Teile mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Auffälligkeiten aufweisen werden, spart dem Betreiber nicht unerheblich viel Geld – ohne, dass die Betreiberpflichten verletzt würden.“

Die Betreiber großer Industrieanlagen gehen also dazu über, digitale Zwillinge der Anlagen anzulegen, auf denen jeder Prüfpunkt markiert und mit Prüfwerten versehen ist. Bevor ein Prüfer unter großem Aufwand einen Punkt in der realen Welt röntgt, schaut er sich den digitalen Zwilling mit seinen Prognosewerten an. Michael Neiser erwartet, dass sich dieses Konzept der Digital Twins flächendeckend durchsetzen wird. Daraus wird die Anforderung an die ZfP Dienstleister resultieren, die notwendigen Daten, Schnittstellen und Workflows zur Verfügung zu stellen. „Die Prüfung an sich bleibt das Kerngeschäft, für die Betreiber werden die Daten, die aus den Prüfungen resultieren aber immer wichtiger. Die Branche muss sich also darauf einstellen, als Lieferant und Prozessdienstleister für diese Daten aufzutreten“, so sein Resümee.

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